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Skihasen huldigen ihrem Chef
Sepp Behr aus Oberstaufen wird 90 und feiert mit seinen ehemaligen Schützlingen. Als Trainer war der Jubilar für zahlreiche Erfolge von Rosi Mittermaier und Co. verantwortlich
Sepp Behr gilt als einer der erfolgreichsten Trainer und Skirennläufer des Allgäus. Zu seinem 90. Geburtstag gab es eine besondere Überraschung: Sein Frauenteam kam ins Oberallgäu und sang ihm ein Skihasen-Ständchen. Es war das erste Treffen seiner ehemaligen Schützlinge überhaupt. Mit dabei waren auch Rosi und Heidi Mittermaier, Heidi Biebl, Traudl Treichl, Burgel Färbinger und Christa Prinzing. Mit ihnen feierte Behr von 1964 bis 1968 als Nationaltrainer zahlreiche Erfolge.
Organisiert hatte das Kaffeekränzchen seine Tochter Pamela Behr. Die 63-Jährige holte Silber im Slalom bei der alpinen Skiweltmeisterschaft 1978 in Garmisch-Partenkirchen und war sieben Mal deutsche Meisterin. Das ist die gleiche Zahl wie bei ihrem Vater. Sepp Behr gewann zwischen 1954 und 1962 ebenfalls sieben deutsche Titel. Der gebürtige Sonthofer siegte je dreimal im Slalom und in der Kombination sowie einmal im Riesenslalom. Doch seit Kurzem ist Schluss mit dem Skifahren. „Papa hat endgültig aufgehört“, verrät seine Tochter.
Behr erinnert sich beim Treffen im Sonnenalp-Golfclub an die Anfänge von Rosi Mittermaier (69), die mit Schwester Heidi (79) nach Ofterschwang kam. Als 13-Jährige kam „Gold-Rosi“ in seine Trainingsgruppe, und schon bald stellten sich Erfolge ein: „Das war beim Alpencup 1967 in Bad Gastein. Sie war damals 17 und fuhr in der Kombination aus Abfahrt und Slalom auf Rang neun.“ Ein Jahr später stand die Rennläuferin aus Reit im Winkl in Val d´Isère erstmals auf dem Treppchen und gewann 1969 in Schruns ihren ersten Weltcup-Slalom. Damals gab es am Abend ein Siegertänzchen mit dem Trainer – mit Folgen. „Der Verband wollte mich feuern, weil Rosi noch minderjährig war“, schmunzelt Behr.
Damals war das Team noch gemeinsam im Auto unterwegs. „ Das war ein Passat. Ich saß auf dem Beifahrersitz und musste Orangen für alle schälen“, erinnert sich Mittermaier, die 1976 bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck Gold in Abfahrt und Slalom sowie Silber im Riesenslalom holte.
Eine WM-Medaille gab es für Burgl Färbinger (74) aus Berchtesgaden. Sie war mit Trainer Sepp Behr 1966 bei der Weltmeisterschaft in Portillo (Chile). In der Abfahrt wurde sie zunächst als Vierte gewertet. 1992 bekam sie von der Fis die Bronzemedaille zugeschickt: „Weil sich herausgestellt hatte, dass die ursprüngliche Siegerin Erika Schinegger eigentlich ein Mann ist.“
Behr holte auch Traudl Treichl (69) aus Lenggries ins Nationalteam. Von 1968 bis 1975 fuhr sie im Weltcup und kam dabei dreimal aufs Treppchen. Bei der WM 1974 in St. Moritz gewann sie hinter Fabienne Serrat Silber im Riesenslalom. Christa Prinzing (75) aus Blaichach war von 1962 bis 1967 im Team von Sepp Behr. Ihr herausragendes Ergebnis war der sechste Platz in der Kombination bei der WM in Portillo. Bei der deutschen Meisterschaft 1965 belegte sie in Abfahrt, Riesenslalom, Slalom und Kombination jeweils Platz zwei.
Prinzing erinnerte sich wie Burgl Färbinger an das Schicksal von Teamkollegin Barbi Henneberger. Alle drei wirkten 1964 in Willy Bogners Dokumentation „Ski-Faszination“ mit und wurden bei den Dreharbeiten in St. Moritz von einer Lawine verschüttet. Prinzing überlebte, die Oberstaufenerin Henneberger kam zusammen mit US-Rennläufer Buddy Werner ums Leben.
Auf ein Geschenk, auf dass er sich besonders gefreut hat, muss Sepp Behr nun verzichten. Der ehemalige Zöllner wollte eigentlich zum Frauen-Weltcup nach Ofterschwang, der am Donnerstag bekanntlich abgesagt wurde. „Das ist echt schade“, war sich der Jubilar mit Heidi Biebl (79) einig. Auch die Oberstaufenerin feierte ein rundes Jubiläum: Vor 60 Jahren wurde sie in Squaw Valley Abfahrts-Olympiasiegerin – und mit 19 Jahren jüngste Goldgewinnerin. Damals war Sepp Behr Teamkollege; er wurde Zehnter im Slalom. „Dann gibt es halt kein Foto mit Mikaela Shiffrin“, nahmen die beiden die Ofterschwanger Absage schließlich doch mit Humor.
© Bildrechte: Ralf Lienert
© Textquelle: Allgäuer Zeitung